Mittwoch, 20. Juni 2007

Scheiss Cheater ;)

Die “schwarzen Schafe” in Magic. ;)

Es gibt sie überall - sei’s per Doping im Radsport, durch Schiedsrichterbestechung im Fußball oder mit gezinkten Karten beim Poker - Leute, die sich mit unlauteren Mitteln einen rechtswidrigen Vorteil erschleichen wollen.
Diese Seuche hat schon seit längerem leider auch bei Magic Einzug gehalten, und jeder, der bereits mehrere Turniere gezockt hat, durfte sie schon in Action erleben - die “Cheater”.

Mein heutiger Artikel dreht sich - entgegen meiner Ankündigung - ausnahmsweise nicht um Limited bzw. Draften, sondern um die verschiedenen Methoden und Tricks, mit denen oben angeführte “schwarze Schafe” den redlichen Spielern zu Leibe rücken.

Getreu dem Motto “Know your enemy” enttarnt man Schummler am einfachsten, wenn man ihre Tricks und Methoden kennt.
Dieser Artikel soll dementsprechend nicht als “Leitfaden zu leichteren Siegen” verstanden werden, sondern die Aufmerksamkeit der Spieler auf die richtigen Details lenken - um Schummeleien zuvorzukommen.

Ein paar allgemeine Aussagen zu Beginn, bevor wir ans Eingemachte gehen.
150. CHEATING
This section deals with intentionally committed infractions that can give a player a significant advantage over others. Knowledge that the action is illegal is not required for the infraction to be Cheating.
(Auszug aus den DCI Penalty Guidelines , Juni 2007)

Per Definition der DCI ist nicht jeder, der zufällig einen der unten beschriebenen Tatbestände erfüllt automatisch ein Cheater - der springende Punkt ist s.o. immer die INTENTION, sich einen unerlaubten Vorteil zu verschaffen.

Solltet ihr wirklich das Gefühl haben, euer Gegner hält sich bewusst nicht an die Regeln, greift nicht spontan zur Lynchjustiz, sondern konsultiert einen Judge - er ist im Wahrsten Sinn des Wortes euer “Freund und Helfer” ^^.

Wer ist die Zielgruppe des Cheaters ?

Die Bandbreite ist groß - vom lokalen 15jährigen FNM Dominator, der mit selbst erfundenen Rules die 13-jährigen Rookies (mit der frisch ausgefüllten DCI Nummer) übertölpelt über den MöchtegernProPlayer, der bei irgendeinem PTQ die “Noobs weghaut” bis zum LvL X Pro Player, der sich auf der Tour gegen einen Neuling mit unlauteren Methoden aus einer ausweglosen Lage befreien will.

Eines haben sie jedoch alle gemeinsam : Meistens schummeln Spieler nur gegen Gegner, denen sie sich auch spielerisch überlegen fühlen. Dies deshalb, weil diese Spieler mit dem jeweiligen Spiel an sich schon genug bzw. über- fordert sind, und die Chance aufzufliegen für den Cheater dementsprechend gering sind.

Einen überlegenen bzw. gleichwertigen Spieler zu beschummeln gestaltet sich als äußerst schwierig, weil dieser neben dem Match noch genug Konzentration für die flinken Handbewegungen des Gegenübers hat.

Wo wird gecheatet ?

Man ist nirgendwo vor Schummlern sicher. Generell lässt sich jedoch sagen, dass mit der Höhe des zu erwartenden Gewinns bei einem Turnier auch die Anzahl derer steigt, die diesen mit allen Mitteln zu erreichen versuchen.
Einzige Ausnahme bietet meiner Erfahrung - und der meiner Freunde - nach die Pro Tour - wo einerseits das wachsame Auge der vielen Judges das Schummeln einschränkt, und andererseits das Level fast aller Spieler so hoch ist, dass die gängigen Tricks problemlos durchschaut werden.
Dementsprechend sind die “gefährlichsten” Turniere PTQ’s und GP’s, wo der Support durch Schiedsrichter am geringsten ist, und viele MöchtegernPro’s auf noch mehr unerfahrene Spieler treffen.

Wie viele Schummel - Tricks gibt es ?

Leider ist diese Liste schier grenzenlos. Ich werde im folgenden versuchen, mit all den Cheatereien, die ich schon live miterleben durfte (?!) einen groben Überblick zu schaffen, allerdings kann ich natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Kommen wir nun aber zum Eingemachten - die unlauteren Methoden :

Bei der Turniervorbereitung :

“Die gute Deckliste”

Worum geht’s:
Schon der ein oder andere Spieler ist dafür suspendiert worden, dass er mit einer vollständig ausgefüllten Deckliste (mit einem Bombendeck) zu einem Sealed Turnier erschienen ist, und die dort erhaltene Liste schlicht und einfach mit seiner eigenen ausgetauscht hat.
Wie kann ich mich dagegen schützen:
Mittlerweile haben die meisten Turnierorganisatoren den Missstand bemerkt, und stempeln ihre Decklisten ab. Als Einzelspieler ist man vor dieser Methode ansonsten aber leider nicht sicher - es empfiehlt sich nur, bei jedem Warning / Game Loss wegen falscher Deckliste sich diesen Fehler zeigen zu lassen - und zu hoffen, dass man diese Liste nicht selbst ausgefüllt hat.

“Die guten Sleeves”

Worum geht’s:
Jedes Spiel ist leichter zu gewinnen, wenn man an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen kann, ob die oberste Karte nun eine Bombe, ein Land oder ein wichtiger Combopart ist.
Das erleichtert nämlich nicht nur das Mulliganen ungemein, sondern auch in game decisions. Dementsprechend oft werden Hüllen, bzw. das ganze Deck mit einem bestimmten Muster versehen, um mehr Information zu haben, als eigentlich erlaubt.
Wie wird’s gemacht?
Hier haben sich die verschiedensten Methoden bewährt, u.a. folgende:
Rückseite der Sleeves: Die wohl bekannteste - und darum auch am wenigsten verbreitete -Methode ist das Muster auf der Rückseite. Seis durch Ausnutzen der durchgedrückten Prägestellen bei Markenhüllen oder Knicke an der dem Spieler zugewandten unteren Ecke der Karten. Sollten bei eurem Turnier bedruckte Hüllen erlaubt sein - aufgepasst !
Länge der Sleeves: Die verschiedenen Packungen der jeweiligen Hersteller sind oft unterschiedlich lang geschnitten. Dementsprechend gibt es dann längere und kürzere Hüllen, die auch abused werden können. Ein Klopfen auf die untere Deckkante gibt hier bei einem prüfenden Blick Sicherheit.
Foils: Beim Rifleshuffeln biegen sich die einzelnen Karten stark durch, und glätten sich nach gewisser Zeit wieder. Die Foils jedoch bewegen sich langsamer in den Ursprungszustand zurück. Ein geübter “Shuffler” kann so bei einem entsprechend präparierten Deck (Comboparts Foil, Länder Foil, Bomben Foil,…) mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei einem Blick auf das Deck feststellen, was sich den nun wo in der Library befindet.
Wie kann ich mich dagegen schützen ?
Das Deck des Gegners immer Pile - Shuffeln, auf etwaige Unregelmäßigkeiten überprüfen - und sollte euch etwas auffallen, nicht davor zurückschrecken den Judge zu rufen.
(Besser einmal zu oft gefragt als einmal zu wenig ^^)

Exkurs : Karten ohne Sleeves :

Manchmal spielt man in einer späten Runde eines Limited Turniers gegen einen Gegner, der ohne Sleeves zum Spiel antritt. Dessen Karten weisen bei genauerer Betrachtung oftmals unterschiedlich starke Abnutzungserscheinungen auf. Dies ist eine ganz normale Folge des langen Spielens, und klarerweise keine Schummelei.
Trotzdem könnt ihr einen Nutzen daraus ziehen.
Die Karten, die länger in der Hand behalten werden, weisen durch Schweiß und das ewige nervöse Shuffeln, dass sich viele Spieler zu eigen gemacht haben, stärkere Gebrauchsspuren auf als solche, die immer flott ausgespielt werden.
Dementsprechend haben Removals und billige Kreaturen meist keine Abnutzungsspuren, teure Karten, Combattricks und Länder - auch die sitzen im späten Spiel immer lange in der Hand - hingegen unübersehbar viele.

Das Shuffeln :

Das Mischen bietet für flinke Finger wahrscheinlich die meisten Möglichkeiten, sich einen unerlaubten Vorteil zu verschaffen. Das sind die Moves :

“Der weiße Streifen”

Dies sei zuerst genannt, da dieser Trick auch unter die Kategorie “marked Sleeves” fallen könnte.
Worum geht’s :
Wenn man eine Karte nicht ordnungsgemäß auf den Boden der Hülle schiebt, sondern vom “Fuße” aus bis zum Anschlag des (omg wie klingt das ^^) “Einführungsschlitzes” drückt, sieht man - wenn man den gesamten Kopf des Deck betrachtet - einen auffälligen weißen Streifen.
Unabhängig davon, wie gut ihr das Deck eures Gegners mischt, kann er mit seinem letzten “Cut” diesen weißen Streifen - und dementsprechend die markierte Karte - als eine der obersten aufs Deck befördern - und wird sie immer in der Anfangshand haben.
(Mir ist das beim GP Brüssel passiert, als mein Gegner alle 4 Skullclamps seines Decks auf diese Weise markiert hatte - ein wenig zuviel des Guten, immerhin braucht man ja nur eine. ^^ - Ende der Geschichte war, dass er mit dem Judge hinterm Tresen verschwand und nicht mehr zurückkam. ^^)
Wie kann ich mich dagegen schützen :
Unabhängig davon, ob ein Verdacht besteht oder nicht, immer präventiv das Deck jeden Gegners einmal mit der Fußseite auf den Tisch klopfen, so rutschen die Karten in die Hüllen hinein.
Solltet ihr jedoch Verdacht geschöpft haben, wollen wir den Übeltäter nicht davon kommen lassen. Behaltet das Deck eures Gegners in der Hand, während ihr nach dem Judge ruft, ansonsten könnte er mit oben angeführtem einfachen Klopfen alle “Beweise” vernichten.


“Shuffeln in der Luft”

Worum geht’s :
Das Rifle - Shuffeln - sowohl an der Tischkante, als auch in der Luft - eröffnet sehr einfach Einblicke in das Deck des Gegenübers. Der Cheater sieht hierbei immer die unterste Karte des Decks - und mit ein wenig Übung auch den Rest.
Dies kann er einerseits dazu nutzen, sich ein grobes Bild davon zu machen, was ihn denn im Spiel erwarten wird, andererseits kann er mit geübten Fingern schon mal die Bombe des Gegners am Grund des Decks verschwinden lassen, bzw. mit genügend Zeit und Ausdauer die komplette Manabase von den Spells trennen.
Wie schütze ich mich dagegen :
Besteht darauf, dass euer Gegner beim Mischen seinen Blick von eurem Deck wegrichtet. Sollte er das nicht tun, holt den Judge, teilt ihm euren Verdacht mit und bittet ihn, euer Deck zu randomizen.

“Klebrige Finger”

Worum geht’s:
Es ist durch die verschiedensten Effekte möglich, seine Library zu shuffeln. Ein geübter Schummler kann dies - wie oben beschrieben - dazu nutzen, sich auf die Suche nach einer gerade gewünschten Karte zu machen.
Diese wird dann auf den Boden des Decks gemischt, mit dem Daumen und Zeigefinger der mischenden Hand festgehalten, und mit einigen flinken Handbewegungen als oberste Karte aufs Deck gelegt.
Der “Easy Mode” wird dann aktiviert, wenn es dem Gegner erlaubt ist, seine Library nach einer bestimmten Karte zu durchsuchen. (Beispielsweise Rampant Growth) Dies erleichtert die Suche nach der gewünschten Karte ungemein, und auch das Befördern auf die unterste Stelle der Library stellt keine Schwierigkeit mehr dar. - Es wird eine reine Fingerübung.
Exkurs : Das wohl erste “Schummeldeck” war das gute alte Rebellendeck in Mercadian Block Constructed. Spätestens ab dem 10. gesuchten Rebellen wurde es jedem Spieler zu dumm, immer wieder das Deck des Gegners zu mischen, und so musste er sich Runde um Runde mit Parallax Wave, Parallax Tide oder ähnlichen Bedrohungen herumschlagen - die sein Gegenüber “glücklicherweise” Runde um Runde “topdeckte”.
Nachfolgemodelle waren dann beispielsweise Tooth ’n Nail oder Decks mit Eternal Dragon. Zur Zeit stellt in T2 wahrscheinlich das Mystical Teachings.dec die größte Bedrohung dar.

Doch nicht nur zum Suchen nach eigenen Bedrohungen nutzen die Schummler diese Methode, auch das Deck des Gegners kann man beim Shuffeln immer wieder mit “Ländern on top” versorgen.
Die sogenannte Königsdisziplin stellt dann der gute Fetchland Trick dar, den ich auch schon mal live miterleben durfte - als Beobachter.
Extended, Zoo vs. Cheater: EoT sacct der Zoo Spieler eines seiner unzähligen Fetchländer im Deck, der Gegner mischt, Zoo zieht : Fetchland. Spielt es aus, go. EoT sacc Fetchland, zieh …. Fetchland…. usw. Ich denke das Prinzip ist klar. ^^

Wie kann ich mich dagegen schützen ?:
Das Deck des Gegners IMMER mischen. Egal wie oft jemand seine Library durchsucht, 2-3 Rifleshuffles sind immer drinnen - das vermeidet unerwünschte Zwischenfälle.
Nicht vergessen, auch das eigene Deck IMMER cutten.
Aufgepasst : Sollte euch auffallen, dass euer Gegner auf der Suche nach Ländern (Plainscycling o.ä.) immer die komplette Bibliothek durchsucht, und offensichtlich nicht das erstbeste Target nimmt ist Vorsicht geboten.

“Advanced Information” :

Es gibt die verschiedensten Methoden, mit denen sich Spieler einen illegal Informationsvorsprung gegenüber dem Kontrahenten verschaffen wollen. Hier die mir bekannten Methoden:

“Daumenkino”

Worum geht’s :
Oftmals neigen Spieler dazu, beim Nachdenken oder aus Langeweile ihr Deck anzugreifen, es in die verschiedenen Richtungen zu drehen, bzw. es gar mit der gesamten Hand niederzudrücken, um dann die Karten - wie beim Daumenkino - über den Daumenballen gleiten zu lassen.
Cheater benutzen diese lästige Angewohnheit meist dazu, bei Unachtsamkeit des Gegners die obersten Karten der Library auf diese Art mit dem Daumen hochzuheben, um zu sehen was denn nun oben liegt.
Dies erleichtert Mulliganentscheidungen ungemein, und auch die Frage ob man denn nun eot fetchen soll oder nicht ist einfach geklärt.
Wie schütze ich mich dagegen :
Bittet euren Gegner stets, seine Hände von seiner Library zu nehmen. Just as simple.
Übrigens solltet ihr auch selbst nicht dieser nervösen Angewohnheit verfallen, denn ein scharfsinniger Gegner kann auch schon mal von eurem Daumenkino Nutzen ziehen und EURE obersten Librarykarten begutachten - und das ist dann nicht mal schummeln. ^^

“Die Ausrichtung”

Worum geht’s:
Nach dem Mischen, bzw. nach dem Durchsuchen der Library nach einer Karte - insbesondere wenn eine on top gelegt werden soll - checken viele Spieler mit dem Daumen tastend, in welche Richtung das Deck zeigt, um nicht etwas in der falschen Ausrichtung drauf zu legen bzw. zu ziehen.
Cheater nutzen dies oftmals dazu, mit dem Daumen dabei die oberste Karte ein wenig anzuheben, um zu gucken was denn da kommt.
Wie kann ich mich dagegen schützen:
Nehmt euch die Zeit, bei Shuffleeffekten o.ä. eurer Gegner die ganze Aktion über aufmerksam zu sein, und euch nicht schon während der Suche mit eurem eigenen nächsten Zug zu beschäftigen. Nachdem der Gegner seine Library weggelegt hat ist mehr als genug Zeit für euren Zug.

“Fans”

Worum geht’s:
Besonders gegen Ende der Runde eines Turniers finden sich viele Zuschauer ein, die die letzten noch laufenden Matches verfolgen wollen.
Da passiert es schon ab und an, dass ein Bekannter des Gegenübers einen flüchtigen Blick auf eure Karten riskiert und dann mit einem Schmunzeln / Kopfschütteln o.ä. bewusst oder unbewusst eurem Gegner Aufschluss über eure derzeitige Situation gibt.
Die “Hardcore - Variante”, die ich auch mehr als einmal erleben durfte ist die Kommunikation zwischen Beobachter und Gegner. (meist in einer fremden Sprache )
Wie kann ich mich dagegen schützen:
Solltet ihr Leute nicht kennen, bittet sie einfach, sich an die Längsseite der Spielfläche oder hinter euren Gegner zu stellen.
Sollte sich eine größere Menge Zuschauer um euren Tisch sammeln, ruft den Judge, und bittet ihn die Situation zu beobachten. Gewöhnt euch generell an - insbesondere wenn ihr Zuschauer habt - die Karten auf eurer Hand als Paket (mit nur 1 Seite nach oben) zu halten, bzw. gar am Tisch abzulegen.
Worte wie etwa Krosa, Gaea oder ähnliches werden übrigens unabhängig der Sprache gleich ausgesprochen. Solltet ihr beispielsweise mit einem Gaea’s Anthem auf der Hand Gaea bei einem Zuschauer hören - so wie es mir bereits passiert ist ^^ - scheut euch nicht den Judge zu holen.
Des weiteren könnt ihr euren Gegenüber jederzeit bitten, sich auf Englisch mit seinen Freunden zu unterhalten.

Länder / Mana :

“Circle of Protection : Painlands”

Worum geht’s:
Die 2 Schaden von einem ungetappten Dual machen immerhin 1/10 des Lifecounts eines Gegners aus, und auch die verschiedenen Painlands saugen langsam aber sicher an der Konstitution.
Dementsprechend oft versuchen Cheater, Unaufmerksamkeit des Gegenspielers dazu zu nutzen, diesen Schaden gepflegt zu ignorieren.
Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern Cheaten - ein gerufener Judge wird zwar nur zum Warning greifen - weil die Intention nur schwer nachweisbar ist - aber sollte eurem Gegner das noch einmal “passieren” ist er schon beim Gameloss angelangt und auf bestem Weg zur DQ. Allerdings ist hier Fingerspitzengefühl gefragt… Einem unerfahrenen Spieler kosten die vielen bunten Bilder schon genug Konzentration - da kann man schon mal auf den Schaden vergessen - es reicht dementsprechend, ihn sanft darauf aufmerksam zu machen.
Mit einem erfahrenen Spieler hätte ich hier allerdings niemals Mitleid. ^^
Wie kann ich mich dagegen schützen :
Den Lifecount schreibt man generell mit, und verwendet keinen Würfel oder Steine oder was auch immer… !
Nicht vergessen : auch in Runde 35 machen Painlands Damage !

“Exploration”

Worum geht’s:
Ein Land pro Runde ist gut, 2 Länder sind besser.
Auf die Frage “Hab ich schon ein Land gelegt?” - antwortet man generell mit Ja. Ein erfahrener Spieler weiß immer, ob er schon eins gelegt hat, ein unerfahrener fragt nicht, sondern legt’s einfach - auch wenn es irrtümlich das Zweite ist.
Dementsprechend dient diese Frage meist nur dazu, auszutesten wie unaufmerksam ein Gegner ist, und eine Schummelei einzuleiten.
Wie schütz ich mich dagegen:
Auf größeren Turnieren hab ich mir angewöhnt, jede einzelne Runde - ähnlich einem Tablejudge - auf dem Block mit den Lebenspunkten mitzuschreiben. Ein einfacher Strich für “Land gelegt” schützt vor Unklarheiten.

“Bunt”

Worum geht’s:
Dass mit ein wenig Aufmerksamkeit verhindert werden kann, dass der Gegner einen Wrath of God mit GGBB bezahlt ist denkbar klar. Anders verhält es sich meist bei Combodecks mit etwa Mind’s Desire oder Heartbeat of Spring. Vielen Spielern ist nicht bewusst, dass falsches Mana zu 80% der Grund dafür ist, dass die Combo fizzelt. Dementsprechend gerne überspringen Gegner diese Sequenz mit dem Satz “und jetzt zieh ich die Combo ab - muss ich es echt zeigen ?”.
Wie kann ich mich dagegen schützen:
Der oben angeführte Satz gilt nicht. (außer bei Zeitmangel). Lasst euren Gegner das volle Programm fahren - inklusive genauer, detaillierter Aufstellung der Mana in Pool usw.
Viele Spieler beherrschen ihr Combodeck gar nicht richtig, fizzeln aus Pech, Lowskill oder dem falschen Mana - warum eine Chance auslassen, die offensichtlich besteht. ^^

Exkurs : ungetappte Länder

Nicht selten gibt ein ungetapptes Land bei eurem Gegner Aufschluss darüber, welche Möglichkeiten ihm noch zur Verfügung stehen. Auch ihr solltet euch angewöhnen, immer sehr genau darauf zu achten, welche Länder ihr für welchen Spell tappt. Dies vermeidet oft brachiale Misplays und mit ein wenig Übung kann man den Gegner oftmals - durch einen suggerierten Combattrick, Counter o.ä. - wegbluffen.

Die nachfolgenden Methoden bzw. “Tricks” lassen sich nicht mehr eindeutig einer bestimmten Kategorie zuweisen, ich werde sie einfach in lockerer, zusammenhangsfreier Reihenfolge vorstellen.

“Dredge”

Sich im Draw Step die oberste Karte anzusehen, um sie kurzerhand mit einem schnell reingewürgten “Dredge ich” in den Friedhof zu bugsieren ist Cheating. Zwar wird der Judge meist nur ein Warning dafür verhängen, weil die Intention des Schummelns schwer nachzuweisen ist - allerdings werden s.o. aus 2 Warnings der selben Sorte auch ein Game Loss, und ein bereits verwarnter Spieler wird sich bestimmt auch ein wenig mehr bemühen, korrekt zu spielen.

“Bombensideboard”

Deckchecks passieren zu 99% vor einer neuen Runde. Dementsprechend einfach ist es für einen Schummler mit ein regulären Limited - Deck bei einem Match anzutreten, und dann nach Game 1 - ohne Gefahr entdeckt zu werden - die verschiedensten passenden Bomben in den jeweilige Farben “reinzuboarden”.
Solltet ihr den Verdacht haben, die Stärke des Decks eures Gegners hat sich mit dem Board exponentiell stark verbessert, lohnt es oft den Judge zu holen.
(Auch wenn nur ein Bruchteil der “VerbesserungsFälle” auf Schummelei zurückzuführen ist, sondern meist auf falsche Deckkonstruktion.)

“Side Event Drafts”

Spielt auf großen Turnieren keine Side Event Drafts. Die Judges kümmern sich nur unzureichend um die kleinen Tischchen, und es gibt eine Vielzahl an Spielern, deren Draftdeck von Draft zu Draft immer besser wird…

“Upkeep vergessen”

Echo oder irgendwelche laufenden Kosten (zB.: Melancholy) bezahlt man im Upkeep, nicht im Draw Step oder der Main Phase. Dass der kleine Max beim Prerelease schon mal darauf vergisst, und es kein Problem sein sollte, dass er die Verfehlung nachholt ist klar.
Ein erfahrener Spieler jedoch vergisst nicht auf den Upkeep. Ganz im Gegenteil : Viele Spieler nutzen “Nachsichtigkeit” beim Gegenüber oftmals dazu aus, ganz gemütlich die nächste Karte zu ziehen und dann zu entscheiden - ob man die denn jetzt spielen will oder ob nicht doch die Echokreatur besser wäre.

Exkurs : Etwas zurücknehmen lassen

Natürlich liegt es immer im Ermessen des jeweiligen Spielers, inwieweit man den Gegenüber Fehler rückgängig machen lässt. Allerdings würde ich - je nach Turnier - erfahrenen Spielern nicht all zuviel erlauben - sie selbst würden es nämlich meist auch nicht tun.
Gern zitiere ich hier mein erstes Erlebnis mit dem Magic - Weltmeister Zink.
Extended PTQ Rodgau, ich süße 16 (?) bei meinem ersten Constructed - Turnier mit dem guten selbstgebauten Combodeck ( Spirit of Resistance + Prismatic Lace) vs. einen kleinen rothaarigen Gnom, der kaum über die Tischkante blicken konnte - mit einem mir sehr suspekten Deck. (Necro - Donate)
Mein Gegenüber spielt Necro, zieht gemütlich 18 Karten, um dann erschreckt festzustellen, dass das doch eine zuviel war und er jetzt eigentlich tot wäre. Ich lass ihm den Move natürlich zurücknehmen, er legt - nach kurzem Überlegen - eine random Karte auf die Library und schneidet mich um.
Game 2 , Runde 6 (?) hebe ich eine Karte ab, dabei gleitet die darunter liegende Karte mit Text nach oben von der Library. Zink holt den Judge - Game Loss. Seitdem bin ich ein gebranntes Kind. ^^

“Concede ?”

Wer kennt das nicht - man greift mit dem lethalen Psychatog an, Dmg am Stack - dem Gegner kommt ein gequältes “ach concede doch einfach” über die Lippen…
Ich habe schon mal “türlich” gesagt, woraufhin mein Gegner die Karten zusammengepackt und sich bei mir bedankt hat…
Dies ist eine grobe Unsportlichkeit, und wird vom Judge meist mit einem DQ geahndet. ^^

“Nicht ziehen”

Dass es den Tatbestand des “Extrakartenziehens” gibt habe ich bisher noch gepflegt übergangen - ein “Cheater” der diese uneffektivste Methode - weil Aufwand / Nutzen / Entdeckungsgefahr in keinem Verhältnis stehen - verwendet - ist mir meist nicht mal ein müdes Lächeln - und schon gar keine Zeilen in meinem Artikel wert.
Dass es sich aber mittlerweile eingebürgert hat, dass Spieler dem Gegner “Drawing extra Cards” vorwerfen, indem sie einfach selbst ihren Draw Step skippen - ist ebenso niederträchtig wie schwierig zu rekonstruieren - für den Judge.
Auch hier ist Aufmerksamkeit die oberste Priorität - und sollte ein erfahrener Gegner tatsächlich auf den Draw Step “vergessen” ist der Judge wieder unser bester Freund.

“Stalling”

Hier ist eine klare Trennlinie zu “Slow Play” - langsames Spielen - zu ziehen. Stalling ist das bewusste, absichtliche Langsamspielen / Zeit verschwenden zum Zwecke der Vorteilsgewinnung durch Zeitablauf.
Die wiederholten Fragen nach der Anzahl eurer Handkarten, dem Librarycount oder eurem Graveyard sind Indizien, die auf einen verzweifelten, stallenden Gegner hindeuten.
Bittet den Judge, euer Spiel zu beobachten - und das Stallen hat ein Ende.

“Trash Talk”

Schuldig im Sinne der Anklage. Wer ? Ja ich !
Trash Talk - das bewusste Stören der Konzentration des Gegners durch dumme, unqualifizierte Bemerkungen ist eine beliebte Methode, sich einen Vorteil im Spiel zu verschaffen.
Ich persönlich trash talke für mein Leben gern, gleiche damit meine - recht hohen - spielerischen Defizite ein wenig aus. ^^
( An dieser Stelle ein Sorry an alle, die ich auf diese Weise schon mal gequält habe - es war nicht persönlich gemeint! )
Diese Methode ist leider (?) prinzipiell legal, sollte allerdings die Grenze zur Unsportlichkeit überschritten werden, ist auch hier recht schnell Sendepause.
Wenn euch euer Gegner auf die Nerven geht - bittet den Judge sich zu eurem Tisch zu stellen, dann ist - und das weiß ich aus eigener Erfahrung - Ruhe.

“Rule Lawyering”

Unerfahrenen Spielern mit - sowohl existenten als auch nonexistenten - regeltechnischen Feinheiten das Leben zur Hölle zu machen ist ein - leider - sehr verbreitetes, legales Mittel spannende Spiele zu den eigenen Gunsten zu entscheiden.
Sobald jemand allerdings einen Gegner bewusst in die Irre führen will, bzw. die Intention des Gegenübers bei seinen Plays zu übergehen versucht, bewegt sich der “Schuldige” wieder im Bereich der Unsportlichkeit.
Solltet ihr mit einem überpeniblen Gegner Probleme haben, scheut nicht davor zurück, den Judge zu rufen - er bewertet die Intention der Spieler immer höher als regeltechnische Belanglosigkeiten.

Weitere, sehr situationsbezogene Methoden kommen recht selten zur Anwendung. Hierzu nur ein paar kurze Worte:
Achtet darauf, dass euer Gegner geflashbackte Karten aus dem Spiel entfernt, checkt nach jedem Spiel die euch unbekannten Morph - Kreaturen, zählt immer nach, mit wievielen Karten der Gegner ins Spiel startet, und kontrolliert dies auch regelmäßig während der Games.
Es wird nur ein Suspend - Counter pro Runde entfernt, Spells mit denen man auf ein illegales Target zielt darf man auf die Hand zurück nehmen, die Phasen, in denen man sich gerade befindet sollten immer klar bezeichnet werden.
Sorceries sind keine Instants, man darf den Ausgang eines Matches nicht zufällig bestimmen,…

Ich hoffe, ich konnte euch einen groben Überblick verschaffen, welche Möglichkeiten einem unredlichen Spieler zur Verfügung stehen das Match zu manipulieren. Allerdings empfehle ich, euren Gegnern nicht grundsätzlich zu misstrauen. Die überwältigende Mehrheit der Spieler sieht Magic glücklicherweise als das, was es ist : Ein lustiger Zeitvertreib, bei dem man sich mit Gegnern auf faire Weise messen kann.

Abschließend möchte ich aber noch einmal das RundumSorglos Paket betonen, mit dem man viele Schummelversuche schon im Keim erstickt.
Immer aufmerksam sein, genau Buch führen (schriftlich) über Lebenspunkte und spielentscheidende Ereignisse, die verschiedenen Zonen und die Finger des Gegners immer im Blick behalten - dann ist man für viele Eventualitäten gewappnet.

Ich wünsche euch, niemals “Opfer” eines Cheaters zu werden, nächste Woche melde ich mich an gleicher Stelle wieder mit einem hoffentlich erheiternden Artikel aus der Reihe “Draften mit Phips”.

mfg

Ps.: Jetzt nur nicht paranoid werden ! ^^
don_paolo - 22. Jun, 11:49

machts was aus wenn ich den artikel ein bissl übernehm und ihn für ygo prepariere???

lg paul

Phips23 - 23. Jun, 09:21

nana

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Zuletzt aktualisiert: 7. Jun, 20:49

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